Von Strandgut und Treibholz - Eine Geschichte über die Ostsee

Bansin © Andreas Dumke
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Dem Meer vor unseren Füßen, der Ostsee, sagt man nach, sie sei eine launische Geliebte. Mal brodelnd und schäumend, dann spiegelglatt und poliert. Doch trotz dessen oder gerade deswegen lieben Einheimische und Gäste das Baltische Meer, das mit 412.560 Quadratkilometern das größte Brackwassermeer der Welt darstellt.

Das knapp 12.000 Jahre alte Binnenmeer, das durch das Abschmelzen der Gletschermassen aus der Weichselkaltzeit entstand, ist heute Lebensraum für etwa 85 Millionen Menschen. Seit dem Altertum ist die Ostsee unerlässlich für die Menschen – für Handelsrouten, Fischfang und Küstentourismus. Auch heute noch werden acht Prozent des Weltseehandels auf der Ostsee abgewickelt, obwohl sie nur 0,1 Prozent der Fläche der Weltmeere ausmacht.

Eine kleine Anekdote zur Hanse:
Mitte des 13. Jahrhunderts diente der Verbund der Hanse, darunter auch Greifswald und Anklam, zur Sicherung des Warentransportes über die Ostsee. Doch wussten Sie, dass auch der Begriff des „Hänselns“ von diesem Städtebund abstammt? Um in der Hanse aufgenommen zu werden, mussten die Kaufleute eine Reihe von Scherzen, Streichen und Mutproben über sich ergehen lassen – das sogenannte „Hänseln“.

Der Fischbestand der Ostsee, der mehr und mehr durch den Sauerstoffmangel und Schadstoffeinträge bedroht ist, setzt auch der langen Tradition der Fischerei ein jähes Ende. Dorsch und Hering haben es in der Ostsee zunehmend schwer, daher wurden durch die EU nicht nur die Fangquoten herabgesetzt. Damit die Naturschönheit der Küste mit ihrer Fauna und Flora erhalten bleibt, gibt es seit 30 Jahren den „International Coastal Cleanup Day“ – sozusagen ein Putztag, der das Meer und die Küsten vom Müll befreien oder zumindest entlasten soll.

Doch auch die 12 Schutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern, die 23 Prozent der Landesfläche einnehmen, schützen die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Die Hälfte dieser Fläche ist rund um die Ostsee zu finden, so auch der Naturpark Usedom. Nicht umsonst nennt man das Eiland auch “grüne Insel am Meer”, wobei der 63.200 Hektar große Park sowohl Ostseestrand, Dünen und Steilküste wie auch Binnenküste, Seen, Moore, Wälder, Wiesen und Äcker umfasst. In der Summe bestehen etwa 50 Prozent des Naturparks Usedom aus Gewässer, wobei das Meer mit seinem wandernden Sand eine Besonderheit ausweist. Doch was ist wandernder Sand? Natürlich verschwindet der Strand nicht, doch das Wasser trägt den Sand weiter. Es entsteht eine Ausgleichsküste – und das passiert an vielen Küstenabschnitten in Mecklenburg-Vorpommern.

Apropos Sand: Wussten Sie das der Ursprung der Sand- und Kleckerburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liegt? Sie wurden in der Nähe oder gar um den Strandkorb errichtet, um die Grenzen zum Strandnachbar abzustecken. Heute findet man die Kunstwerke vermehrt, durch Kinderhände erstellt, am Meeressaum. Also vorsichtig: Bei Strandspaziergängen nicht zertreten.