Von Sonne, Sand und Strandkorb - Sommer in den Kaiserbädern

Seebrücke Ahlbeck © Andreas Dumke
Seebruecke Andreas Dumke

Hörst Du es? Das Rauschen der Wellen, wenn das Wasser an den Strand strömt? Das Kreischen der Möwen, wenn sie durch den Wind segeln? Das Rieseln des Sandes durch Kinderhände, wenn sie Kleckerburgen bauen? Es klingt nach Urlaub, nach Entspannung, nach Freiheit.

 

Eine Meeresbrise weht über den Strand, die Luft riecht nach Sonnencreme. Der Geruch von Gaumenfreuden steigt in die Nase, zurück bleibt die leichte Rauchfahne eines Holzkohlegrills. Der Blick schweift entlang der bädervillenbesetzten Promenade. Die Seebrücken tragen einen wie schwerelos hinweg über die seichte Brandung der Ostsee. So fühlt sich der Sommer in den Kaiserbädern an.

Während ich morgens mit dem Sonnenaufgang über die Promenade radel, öffnen die Gäste die Balkontüren ihrer Hotelzimmer allmählich. Ich frage mich, ob sie auch den Duft von Kiefern und Magnolien mit Sommer und Meer verbinden. Ich fahre vorbei an Stegen, die zum noch leeren Sandstrand führen und passiere die Konzertmuscheln, deren Plätze noch still daliegen. Ich sehe, wie die Sonne sich seelenruhig auf einen neuen Tag vorbereitet. Ich beobachte, wie sich der Himmel schleichend von Orange zu Blau färbt.

Ich mache Halt am Strand, wie jeden Morgen. Ich verlasse den Alltag, nur für einen Moment. Meine Gedanken sind beim tiefen Blau des Meeres und dem endlosen Himmel darüber. Die Wolken ziehen gen Land, die Sonne taucht die Küste in Licht. Wenn der Wind meine Gedanken frei und meine Haare durcheinander gewirbelt hat, steige ich wieder auf meinen Drahtesel. Der Weg führt mich vorbei an weißgetünchten Fassaden mit kleinen Türmchen, geschweiften Giebeln und filigranen Ornamenten. Die Perlen der Ostsee, eine schöner als die andere.

Ich liebe den Anbruch des Tages, das Zwielicht des Morgens – eine Zeit, in der nichts und niemand die Stille der Insel zerreißt. Mit der zunehmenden Hitze des Tages erwachen auch die Sonnenanbeter und Wasserratten. Sie suchen sich ein manierliches Plätzchen am Strand, breiten ihre Handtücher aus und erholen sich im Strandkorb. Auch ich warte jedes Jahr sehnsüchtig und ungeduldig darauf, in das kühle Nass der Ostsee zu springen – Als würde der Sommer erst beginnen, wenn man durch die Wellen getaucht ist.

Entlang der Wasserkante, mit den Füßen im weichen Sand und der Brise auf der salzigen Haut, reihen sich neben verschwommenen Fußabdrücken und abgeschliffenen Muschelhälften, Sandkuchen, Türmchen und Kleckerburgen. Eimer und Schaufel warten standhaft darauf, die Gebilde, mühselig durch Kinderfantasie und Kinderhände entstanden, weiterzuspinnen. Während am Himmel feuerlose Drachen mit ihren Schnüren kämpfen, schmelzen am Boden Eiskugeln in kleinen und großen Händen dahin. Heute ist die Ostsee keine launische Geliebte, heute ist die Ostsee die ruhige See.

Und ich frage mich: Was verbindest Du mit Sommer in den Kaiserbädern?

Wenn am Abend die Strände leerer werden, füllt sich die Promenade mit Leben. Während einige eiländische Leckereien auf den Terrassen der Restaurants genießen, verspeisen andere ihre Fischbrötchen bei einem Streifzug durch die Kaiserbäder. Hier und da stehen Menschentrauben – Sie lauschen der Musik, die von den Konzertmuscheln erklingt, erfreuen sich der Bilder im Meer, die vom Wellenrauschen begleitet werden, oder schlendern über den ein oder anderen Markt, der Kunst und Handwerk anbietet.

Dazwischen entdeckt man immer wieder hochkarätige Diamanten, die sich nur hier finden lassen. Ob “Grand Schlemm”, “Internationales Kleinkunstfestival” oder “Heringsdorfer Kaisertage”. Die Kaiserbäder sind immer wieder Bühne für die Bretter, die die Welt bedeuten.

Nun radel ich vorbei an Stegen, die zum noch belebten Sandstrand führen und passiere die Konzertmuscheln, deren Plätze bevölkert sind. Ich sehe, wie die Sonne sich seelenruhig auf das Ende des Tages vorbereitet. Ich beobachte, wie sich der Himmel schleichend von Blau zu Schwarz färbt. Ich liebe den Kontrast, den der neue Tag bringt.